Über Samtosha – die innere Zufriedenheit

Mir geht es gut. Ich bin gesund. Ich habe liebe Menschen um mich herum und ich habe aktuell die Möglichkeit, mich um mein Yoga-Herzensprojekt zu kümmern. Dafür bin ich sehr dankbar. Aber bin ich zufrieden? Was bedeutet es, zufrieden zu sein? Ist Zufriedenheit eine Momentaufnahme und schnell erschütterbar oder ist sie von Dauer? Inwieweit hängt unsere Zufriedenheit von äußeren Umständen ab, inwieweit ist sie tief in uns verankert?

Bildquelle: Aleksandra Sapozhnikova/unsplash

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Zufriedenheit bedeutet Innehalten

Für mich bedeutet Zufriedenheit, zunächst einmal, innezuhalten und mir bewusst zu werden, was mich zufrieden und was mich unzufrieden macht. Vielleicht merke ich dann, dass ich viel zufriedener bin als ich gedacht habe. Vielleicht stelle ich aber auch fest, dass es Aspekte in meinem Leben gibt, die mich unzufrieden machen. Beides ist okay.

Zufriedenheit und Dankbarkeit

Wenn wir uns bewusstwerden, was uns glücklich und zufrieden macht, dann können wir diesem mit einer großen Dankbarkeit begegnen. Die Dankbarkeit bekommt einen Raum und findet ihren Platz. Wir können dankbar sein für unser Zuhause, unser Umfeld, dass wir gesund sind. Für Momente im Alltag wie die lieben Worte einer Kollegin oder die kurze Zeit für sich beim Joggen. Für das, was wir sind und wer wir sind mit all unseren Facetten. Wir können uns auf das fokussieren, was wir mitbringen und was schon da ist. Und weniger auf das, was noch fehlt oder was vermeintlich noch nicht genügt.

Vielleicht können wir dann mehr und mehr spüren, was wir im Leben wirklich brauchen, um glücklich und zufrieden zu sein.

Das müssen nicht immer gleich die großen Dinge sein, die unser ganzes Leben auf den Kopf stellen. Es können auch die kleinen Augenblicke sein, die Aufmerksamkeit und Raum bekommen. Für den Einen ist es der Spaziergang in der Natur, für den Anderen ist es das gute Buch auf der Coach, Musik machen, Fahrradfahren, Malen oder etwas ganz anderes. Was auch immer es ist, wenn wir wahrnehmen, welches unsere „Zufriedenheits-Quellen“ sind, dann können wir diese Quellen Schritt für Schritt in unser Leben integrieren.

Zufriedenheit und Loslassen

Zufriedenheit bedeutet für mich auch loszulassen. Unsere Welt ist sehr schnelllebig. Wir haben so viele Möglichkeiten, so dass leicht das Gefühl aufkommt, wir verpassen etwas. Beim Durchscrollen von Instagram sehen wir, was andere Tolles machen und vielleicht kommt dann der Gedanke auf, wir müssen mithalten, unsere Leben mal etwas social-media-tauglicher machen. Aber bei all dem Mithalten fehlt uns die Zeit, um wirklich zufrieden zu sein. Wir müssen uns entscheiden für die Dinge im Leben, die uns wirklich glücklich und zufrieden machen. Und deswegen bedeutet Zufriedenheit für mich auch Loslassen, die Möglichkeiten, die nicht unsere sind und uns für die zu entscheiden, die uns guttun.

Zufriedenheit im Außen?

Die neuen Schuhe, der Aufstieg im Job, das neue Auto – oftmals lösen diese Dinge in uns ein Gefühl von Zufriedenheit aus. Aber häufig geht es ganz schnell, dass die neuen Schuhe nicht mehr so toll sind, dass der neue Job zwar Anerkennung und vielleicht auch mehr Geld bringt, aber vielleicht sehr kräftezehrend ist und gar keinen Spaß macht. Dann suchen wir schon nach den nächsten Paar Schuhen, dem noch komfortableren Auto oder schauen, welches die nächste Stufe der Karriereleiter ist. Wir machen uns wieder auf die Suche. Und wenn diese Dinge nicht tief aus uns herauskommen, dann werden wir vermutlich ewig weiter suchen. Denn dann sind all diese Punkte kurzzeitig. Sie dienen eher der Bedürfnisbefriedigung als der Kultivierung von Zufriedenheit.

Zufriedenheit und Gestalten

Zufriedenheit heißt für mich auch gestalten. Denn es ist eben nicht, alles hinzunehmen, wie es ist und keine Ansprüche zu stellen, sich mit dem zufrieden geben, was ist. Für mich bedeutet es, hinzusehen, was ist es, was MICH glücklich und zufrieden macht. Und auf dieser Basis das eigene Leben gestalten.

Samtosha – die innere Zufriedenheit

In den Yoga-Sutras des Patanjali, eine der wichtigsten Grundlagentexte des Yoga, steht Zufriedenheit im Rahmen der sogenannten Niyamas am Beginn des Yogaweges. Es wird beschrieben mit dem Wort Samtosha und stellt eine innere Haltung dar, die wir einnehmen und die die Basis für wahre Freude und Glück ist. Wahre Zufriedenheit ist ein Gefühl aus dem Inneren, völlig frei von dem Außen. Wenn wir diese tiefe Zufriedenheit in uns finden, dann ist sie „echt“ und nicht so leicht erschütterbar.

„Tiefe Zufriedenheit lässt uns grenzenloses Glück erfahren“, heißt es dazu in Yoga-Sutra 2.42 von Patanjali

Die Yoga-Sutras sind vor langer Zeit entstanden (zwischen dem 2.Jh. v. Chr. und dem 4. Jh. n. Chr.). Der Lebensalltag der Menschen war zu dem Zeitpunkt natürlich ein völlig anderer als der unsere. Aber trotzdem ist der Aspekt der Zufriedenheit und wie wir diese erlangen zeitlos und etwas, was die Menschheit wohl schon immer beschäftigt hat und auch immer beschäftigen wird. Es wurde auch hier schon als Basis für ein glückliches und friedliches Leben gesehen.

Im Folgenden möchte ich dir einige Übungen vorstellen, wie du dich dem Thema Zufriedenheit annähern kannst.

 

Übungen für Deine Zufriedenheit

Dankbarkeitsmeditation

  • Komme in einen aufrechten Sitz deiner Wahl.

  • Lege deine Hände auf den Oberschenkeln oder im Schoß ab und schließe deine Augen.

  • Richte deine Wirbelsäule von den Beckenknochen bis zur Krone deines Kopfes gerade auf, so dass du aufrecht, bequem und entspannt sitzen kannst.

  • Spüre den Kontakt deines Körpers zur Sitzunterlage.

  • Beobachte das Fließen deines Atems. Spüre wie der Atem in deinen Körper hineinströmt und wieder hinausfließt.

  • Nimm deinen natürlichen Atem wahr.

  • Lade nun das Gefühl von Dankbarkeit in deinen Körper ein.

  • Werde dir bewusst, wofür du in deinem Leben dankbar bist.

  • Verweile einige Atemzüge in dem Gefühl von tiefer, wahrer Dankbarkeit.

  • Dann lass deinen Atem allmählich tiefer werden. Atme tief in deinen Bauchraum hinein.

  • Spüre wieder den Kontakt deines Körpers zur Sitzunterlage.

  • Nimm den Raum wahr, in dem du sitzt und wenn du soweit bist, dann öffne langsam deine Augen.

Abendliche „Zufriedenheitsroutine“

Nimm dir am Abend einige Minuten Zeit und lass den Tag vor deinem inneren Auge Review passieren. Dann werde dir bewusst, wie der Tag dich heute zurücklässt. Welche Momente am Tag haben dich mit Zufriedenheit erfüllt. Nimm diese Augenblicke einfach nur wahr, ohne zu bewerten oder etwas ändern zu wollen. Wenn du magst schreibe diese Momente auf.

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